Arthrose: Wie sich dem Gelenkverschleiß vorbeugen lässt

Arthrose: Wie sich dem Gelenkverschleiß vorbeugen lässt

Fragen an den Arthrose-Experten

Die Arthrose gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Alter. Aber auch junge Menschen können vom fortschreitenden Gelenkverschleiß bereits betroffen sein. Im Interview erläutert der Chefarzt der Orthopädie in der Klinik für Traumatologie, Orthopädie und Handchirurgie am Klinikum Frankfurt (Oder), an welchen Symptomen sich die Arthrose erkennen lässt und wie man ihr sinnvoll vorbeugen kann.

Was genau ist eine Arthrose?
Bei der Arthrose handelt es sich um einen fortschreitenden Verschleiß des Gelenkknorpels. Dieser verliert schrittweise seine Funktion als Dämpfer des Gelenks. Auch seine Gleitfunktion wird beeinträchtigt.

Was ist die Folge dieses Verschleißes?
Es folgen Reaktionen des Körpers, zum Beispiel werden die benachbarten Knochen fester. Außerdem können sich Löcher im Knochen bilden. Dieser Prozess schränkt schließlich die Gelenkbeweglichkeit ein und sorgt dann zunehmend für Schmerzen.

Woran merke ich, dass ich an einer Arthrose leide?
Oftmals verringert sich der Bewegungsumfang, zum Beispiel der des Kniegelenks. Dieses lässt sich dann häufig nicht mehr richtig strecken oder beugen. Außerdem leiden Betroffene relativ schnell auch an Schmerzen, wenn sie sich bewegen oder wenn sie – aus einer Ruheposition heraus –beginnen, sich zu bewegen.

Welche Arten von Arthrose gibt es, und welche treten am häufigsten auf?
Grundsätzlich kann jedes Gelenk, das funktionieren muss, von einer Arthrose betroffen sein. Das kann das Kiefergelenk genauso sein wie das Daumengrundgelenk, die Finger-, Zehen- oder Sprunggelenke. Die häufigsten Formen der Arthrose betreffen allerdings das Kniegelenk, das Hüftgelenk und, etwas seltener: das Schultergelenk.

Wer ist besonders betroffen von der Athrose?
Je älter die Patienten werden, desto häufiger tritt Gelenkverschleiß und somit die Arthrose auf. Aber wir haben auch junge Patienten, die an fortgeschrittener Arthrose leiden. Das sind oftmals Patienten, die genetisch vorbelastet sind oder einen Unfall erlitten haben, etwa Kreuzbandverletzungen beim Sport. Mit einem Gelenk, das frühzeitig zerstört ist, ist die Chance, eine Arthrose zu entwickeln, besonders hoch.

Tritt Arthrose als Krankheit häufig auf?
Ja. Wir gehen davon aus, dass einige Millionen Menschen in Deutschland eine Arthrose haben. Und zwar in den verschiedensten Formen, von einer ganz frühen Arthrose bis hin zu einer ganz späten, die man operativ angehen muss.

Ist eine Arthrose heilbar?
Nein, aber den Prozess der Verschlechterung kann die Medizin mittlerweile gut verlangsamen. Seit Jahrzehnten wird viel Forschung betrieben um die Arthrose in den Griff zu bekommen.

Kann man der Arthrose denn vorbeugen, vielleicht schon in jungen Jahren?
Ja. Indem Verletzungen von Gelenken, wie z.B. bei Extremsportarten, vermeidet. Auch eine gesunde Ernährung kann der Arthrose vorbeugen, indem z.B. Übergewicht vermieden wird, was die Gelenke über Jahre zusätzlich belastet. Grundsätzlich gilt: Je mehr die Gelenke durch Gewicht belastet werden, desto schneller verschleißen diese.

Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es denn?
Wir unterscheiden zwischen einer konservativen und einer operativen Therapie.

Fangen wir mit der konservativen Arthrose-Therapie an…
Dafür gibt es viele Therapie-Möglichkeiten. So lässt sich zum Beispiel der Entzündungsprozess unterbinden, der immer mit einer Arthrosentwicklung einhergeht. Das funktioniert etwa mit Kortison und entzündungshemmenden Medikamenten. Außerdem können  wir eine Art künstlicher „Gelenkschmiere“ in das Gelenk injizieren, um die Funktion zu verbessern. Darüber hinaus gibt es auch ganz einfache orthopädische Hilfsmittel: Bei O-Beinen kann man Fehlstellungen im frühen Stadium begradigen, sodass sich eine bessere Kraftverteilung im Kniegelenk erzielen lässt. Und um eine punktuelle Druckbelastung dort umzuleiten, hilft manchmal schon eine schlichte Schuhaußenranderhöhung. Älteren Patienten, die nicht operiert werden wollen oder können, kann ein Rollator oder ein Stock dabei helfen, die Belastung vom Knie- oder Hüftgelenk zu nehmen.

Und wie sieht ein operativer Eingriff zur Behandlung von Arthrose aus?
Im operativen Bereich empfehlen wir bei einer fortgeschrittenen Arthrose mit weitreichenden Bewegungseinschränkungen und großen Schmerzen immer den Gelenkersatz, also ein Kunstgelenk. Dabei handelt es sich um eine seit vielen Jahren erfolgreich angewendete Operation, die sogar als die erfolgreichste Operation im Bereich der Chirurgie gilt, weil wir die Lebensqualität unserer Patienten kurzfristig um ein Vielfaches verbessern können. Das liegt auch an den modernen Operationsmethoden und den qualitativ hochwertigen Implantaten und Materialien, die zur Anwendung kommen.

Was bringen homöopathische Mittel, die gegen Arthrose wirken sollen?
Grundsätzlich hat natürlich jeder Patient das Bedürfnis, sich selbst zu heilen. Es gibt allerdings derzeit keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass eine homöopathische Behandlung der Arthrose einen Vorteil bringt. Allerdings gibt es eine Reihe guter Studien zum Thema Akkupunktur, die belegen, dass eine diese eine deutliche Verbesserung der Beschwerdesymptomatik mit sich bringt. Natürlich nur, wenn sie richtig durchgeführt wird. Naturheilmittel schaden allerdings nicht. Wir Ärzte sagen immer: „Wer heilt, hat Recht“.

Welche Innovationen darf man in der Zukunft erwarten, was die Behandlung von Arthose angeht?
Wir als Ärzte und Wissenschaftler müssen noch mehr über die Entstehung und den Prozess der Arthrose herausfinden. Diese ist sehr komplex, da molekulare Prozesse auf der Zellebene des Knorpel und des Knochens ablaufen, die noch nicht vollständig verstanden sind. Ich erwarte, dass wir mittelfristig in fünf bis sieben Jahren diesbezüglich wesentlich mehr darüber wissen. Hinsichtlich der aktuell verfügbaren Therapien, sind wir derzeit allerdings schon sehr gut aufgestellt. Z.B. liegt die Erfolgsraten einer Kunstgelenkoperation bei mehr als 95 Prozent über 10 Jahre.

 

Ihre Arthrose-Experten:
Die Orthopäden der Klinik für Traumatologie, Orthopädie und Handchirurgie am Klinikum Frankfurt (Oder)