Darmkrebs – Warum Vorsorge so wichtig ist

Darmkrebs – Warum Vorsorge so wichtig ist

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Tumorerkrankungen in Deutschland. Das Robert-Koch-Institut spricht von jährlich rund 60.000 Menschen, die direkt betroffen sind. Gleichzeitig legen Studien nahe, dass Vorsorgeuntersuchungen in diesem Bereich noch viel zu wenig wahrgenommen werden. Dabei gehört die Darmspiegelung zu den anerkannt wirksamsten Krebsvorsorge-Untersuchungen überhaupt. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum senkt sie das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken oder zu sterben, drastisch.

Bestätigen kann das auch Chirurg Frank Feyser, Chefarzt der Klinik für Allgemein-und Viszeralchirurgie am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt: „Darmkrebs ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Ist er diagnostiziert, führt er ohne eine adäquate Therapie zum Tod“, sagt er im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog.

Gleichzeitig wirbt er vehement für regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Besonders all jenen Menschen, in deren Familie Darmkrebs bereits aufgetreten ist: „Bei den allermeisten Patient:innen ist das Feedback nach einer solcher Untersuchung positiv“, sagt der Experte.

In jenen Fällen, in denen ein Tumor diagnostiziert wird, bieten Frank Feyser und ein interdisziplinäres Expertenteam am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt eine ganzheitliche Krebstherapie an, die in vielen Fällen erfolgversprechend verläuft: „Die vollständige Heilung ist absolut realistisch!“

Im Interview spricht der Chirurg über das Tückische am Darmkrebs, Therapiemöglichkeiten – und darüber, wie man der Erkrankung im Alltag vorbeugen kann.

Herr Feyser, die Diagnose Krebs klingt für viele Menschen noch immer nach einem Todesurteil. Zu Recht?

Nein! Wir als Experten für Darmkrebs können ganz klar sagen:

Die Heilungschancen bei Tumoren, deren Stadium noch nicht weit fortgeschritten ist, sind heute exzellent. Gerade im Vergleich zu anderen Krebsarten.

Was zeichnet Darmkrebs aus?

Es handelt sich um eine häufige Erkrankung, von der man als betroffene Person lange nichts mitbekommt. Das ist das Tückische. Und aus diesem Grund ist die Darmkrebs-Vorsorge extrem sinnvoll. Denn durch sie werden Probleme frühzeitig erkannt – und können entsprechend gut behandelt werden. Mit ihr lassen sich auch sogenannte kleine Darmpolypen, erkennen – und auch direkt entfernen. Das ist deswegen sinnvoll, weil sich aus ebendiesen Darmkrebs entwickeln kann.

Ab wann sollte man denn zur Vorsorge gehen?

Ab einem gewissen Alter regelmäßig, so ab 50 Jahren. Aus meiner Erfahrung ist es allerdings so, dass die wenigsten Menschen sich aktiv darum kümmern.

Wie erklären Sie sich das?

Es liegt mit Sicherheit auch daran, dass der Darm etwas mit Ausscheidungen zutun hat. Und mit derartigen, leider noch immer Tabuthemen, beschäftigen sich viele Menschen natürlich nicht so gerne. Und darüber zu reden ist für viele auch eher unangenehm.

Das ist insofern problematisch, als dass viele Krebsarten, und insbesondere der Darmkrebs,  keine frühen Symptome zeigen. Viele bemerken die Erkrankung also erst dann, wenn sie schon weit fortgeschritten ist.

Tritt der Darmkrebs tatsächlich hauptsächlich ab einem Alter von 50 auf?

Die Wahrscheinlichkeit, dass man als jüngerer Mensch an Darmkrebs erkrankt, ist gering. Allerdings haben wir auch schon Patient:innen unter 30 behandelt. In derartigen Fällen spielt oftmals die erbliche Komponente eine Rolle. Mit anderen Worten: Wenn bei nahen Verwandten eine Darmkrebserkrankung aufgetreten ist, rate ich besonders dringend zur Vorsorgeuntersuchung!

Sie sagen, dass Darmkrebs lange symptomlos bleibt. Wie kann man trotzdem erste Anzeichen erkennen?

Häufig äußert er sich in Blutauslagerungen oder Schleim, die dem Stuhl beigemischt sind. Manchmal sind es auch Stuhl-Unregelmäßigkeiten, verbunden mit Bauchkrämpfen, Verstopfungen oder Durchfällen. Nicht selten bemerken Menschen auch einen Leistungsknick, Gewichtsabnahme, oder eine sogenannte Tumorkachexie, die zur Auszehrung und Abmagerung der Betroffenen führt. Dies kennzeichnet oft eine fortgeschrittene Tumorerkrankung. Auch eine Blutarmut kann die Folge eines fortschreitenden Darmkrebes sein.

Welche Therapien kann die moderne Medizin hier anbieten?

In der Regel verfolgen wir natürlich die Heilung der Erkrankung. Oftmals erfolgt die Diagnose nach einer Vorsorgeuntersuchung durch eine Darmspiegelung, die wir auch Koloskopie nennen. Hier wird dann oft ein Gewächs entdeckt, von dem eine Probe zur feingeweblichen Untersuchung entnommen wird.
Wichtig ist tatsächlich, dass wir es nicht bei dieser Darmspiegelung belassen, sondern noch weitere Zusatzuntersuchungen vornehmen: Da sind zum Beispiel die Computertomografie von Bauch und Lunge. Ziel ist, eventuell vorliegende Absiedelungen des Krebs erkennen zu können, zum Beispiel in Leber oder Lunge. Falls es sich um den sogenannten Mastdarmkrebs handelt, führen wir außerdem noch eine Endosonograhpie und eine MRT-Untersuchung durch. Ziel all dieser Untersuchungen ist eine Bestandsaufnahme. Anhand der gewonnenen Informationen können wir dann ein adäquates Therapiekonzept entwickeln, das perfekt auf die jeweilige Person zugeschnitten ist.

Wenn es sich nicht um den erwähnten Mastdarmkrebs handelt: Was kann dann vorliegen?

Möglich ist, dass wir Polypen in Dickdarm oder Mastdarm feststellen. Alternativ können sich Darmwandentzündungen in der Endoskopie ebenfalls ähnlich wie ein Tumor darstellen.
Liegt zum Beispiel ein Dickdarmkrebs vor, der nicht gestreut hat, ist dringend eine Operation angeraten. Derartige Eingriffe führen wir mittlerweile zu 90 Prozent minimal-invasiv durch, was für den Patienten bedeutet: weniger Schmerzen, kleinere Narben, weniger Verwachsungen. Unser Ziel ist, den Tumor mit einem gewissen Sicherheitsabstand chirurgisch zu entfernen – und auch den entsprechenden Lymphabfluss.

Können Patienten wieder vollständig gesund werden?

Die vollständige Heilung ist absolut realistisch und in vielen Fällen gut möglich. Die weitere Lebenserwartung ist von Anfang an vom Stadium des Tumors abhängig. Auch hier wird wieder deutlich, wie sinnvoll regelmäßige Vorsorge ist.

In Abhängigkeit vom feingeweblichen Befund des OP-Präparates empfehlen wir nach der Operation gegebenenfalls noch eine Chemotherapie. Etwas anders und komplizierter ist es beim erwähnten Mastdarmkrebs, nach dessen Operation in einigen Fällen ein temporärer, selten auch ein dauerhafter künstlicher Darmausgang unumgänglich ist. Manchmal empfehlen wir hier auch eine Bestrahlung vor der OP, um den Tumor zu verkleinern und ihn besser operierbar zu machen.

Klingt nach Teamwork…

Genau. Wir als Chirurg:innen arbeiten in diesem Bereich nicht allein, sondern interdisziplinär, also unter Einbindung verschiedenster Fachabteilungen. Involviert sind unter anderen die Gastroenterologie, die Pathologie, die Onkologie, die Strahlentherapie, und auch die Radiologie. Und manchmal auch die Palliativmediziner – sofern die Heilungschancen der Betroffenen leider nicht mehr gut sind. Wir alle treffen uns in regelmäßigen Abständen in unserer interdisziplinären „Tumorkonferenz“. Und dann werden alle aktuellen Fälle genauestens besprochen.

Kann man Darmkrebs – neben der sinnvollen Vorsorgeuntersuchung – auch anderweitig vorbeugen?

Im Fall einer genetische Vorbelastung rate ich dringend dazu, nicht erst nach Erreichen des 50. Lebensjahres eine Vorsorgeuntersuchung machen zu lassen, sondern eben schon deutlich früher. Risikofaktoren, die die Entstehung von Darmkrebs begünstigen, sind vor allem Alkoholkonsum und Rauchen. Und auch Bewegungsmangel kann gefährlich werden. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann einer Erkrankung vorbeugen. Untersuchungen zeigen, dass der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch, also hauptsächlich Rindfleisch, das Risiko einer Darmkrebserkrankung begünstigt. Mit anderen Worten: Durch regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung kann man Darmkrebs, und natürlich auch anderen Erkrankungen, aktiv vorbeugen.

 

 

 

 

 

 

Ihr Experte für Darmkrebs:
Frank Feyser
Chefarzt der Klinik für Allgemein-und Viszeralchirurgie am RHÖN-Klinikum Campus Bad Neustadt