Blutspende: Hilfe, die ankommt!

Blutspende: Hilfe, die ankommt!

Heute am Weltblutspendetag, dem 14. Juni, rufen das Bundesministerium für Gesundheit und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gemeinsam mit Blutspendeeinrichtungen bundesweit zur Blutspende auf. Für diese gibt es noch immer keinen gleichwertigen künstlichen Ersatz, wie Professor Dr. Gregor Bein sagt. Das in Gießen angesiedelte Zentrum für Transfusionsmedizin und Hämotherapie, das er leitet, versorgt das verbundene Universitätsklinikum Gießen und Marburg und darüber hinaus auch regionale und überregionale Krankenhäuser und Praxen mit medizinischen Leistungen rund um das Thema Blut.

Für die Therapie der Patienten bereitet medizinisches Fachpersonal in den angeschlossenen Blutspendeeinrichtungen unter anderem alle möglichen sogenannten Blutkomponenten auf, also etwa rote Blutzellen, Plasma, Eigenblut, Stammzellen und Immunzellen. „Wir nehmen hier am Universitätsklinikum jährlich um die 40.000 Vollblutspenden entgegen und sind somit nahezu Selbstversorger für rote Blutzellen”, sagt Professor Bein. Im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog erklärt er, warum es noch immer nicht möglich ist, Blut in ausreichendem Maß künstlich herzustellen, welche medizinischen Fortschritte die Transfusionsmedizin macht, und wie es um die Blutspendebereitschaft der Deutschen steht.

Herr Professor Bein, braucht es im Jahr 2018 noch immer einen „Weltblutspendetag”?

Ja! Wir brauchen Nachhaltigkeit in der Spende und in der Gewinnung von neuen Spendern. Infolge des demografischen Wandels gibt es in Deutschland Regionen, wo es sehr schwierig geworden ist, genügend Blutspenden zu gewinnen. Die Gesellschaft wird immer älter, und die Erkrankungen, für deren Behandlung Blut oder Blutbestandteile benötigt werden, treten bei Patienten auf, die in der Regel jenseits des Alters sind, in dem man noch Blut spenden kann.

Welche Erkrankungen sind das?

Es wächst die Zahl der Patienten, die große Herzoperationen vor sich haben, orthopädische Eingriffe benötigen oder Krebserkrankungen entwickeln – und dann eben auf Blutprodukte angewiesen sind.

Wie steht es grundsätzlich hierzulande um die Bereitschaft Blut zu spenden?

Sie nimmt ganz offensichtlich ab. Das ist übrigens eine Beobachtung, die man bundesweit macht. Es gibt immer weniger junge Leute, die zur Blutspende gehen.

Welche Voraussetzungen muss man als Spender erfüllen, damit Sie in der Klinik das gespendete Blut verwenden können?

Der Spender muss mindestens 18 Jahre alt und gesund sein. Wenn diese beiden Voraussetzungen erfüllt sind, darf fast jeder Blut spenden. Es gibt gewisse Einschränkungen, bei Reiserückkehrern etwa, oder auch, wenn die Person bestimmte Medikamente einnimmt. Bei leichten und häufig vorkommenden Allergien, wie zum Beispiel Heuschnupfen, gibt es keine Einschränkung.

Wie steht es an Ihrem Universitätsklinikum um die Versorgung mit Blutspenden?

Hier haben wir zum Glück keine Versorgungsengpässe, weil es uns in den vergangenen Jahren gelungen ist, die jahrelang angestrebte Selbstversorgung nahezu zu erreichen. Zuvor mussten wir im großen Umfang sogenannte Blutprodukte einkaufen – was in den Sommermonaten dazu führte, dass wir Operationen verschieben mussten. Diese Zeiten sind Dank der Spendebereitschaft unserer Blutspender überwunden, wofür wir uns bei allen Spendern herzlich bedanken dürfen.

In der Transfusionsmedizin, für die Sie Experte sind, dreht sich viel um die Herstellung dieser wertvollen sogenannten Blutprodukte. Was kann man sich darunter vorstellen?

Das wichtigste und im Alltag am häufigsten gebrauchte Blutprodukt sind die roten Blutzellen, die Sauerstoff transportieren und gemeinhin als Blutkonserve bezeichnet werden. Es kann vorkommen, dass ein Patient zum Beispiel nach einem Unfall oder während einer Operation eine lebensbedrohliche Blutarmut entwickelt. In diesem Fall sinkt die Zahl der roten Blutzellen, der Sauerstoffträger, unter einen bestimmten kritischen Grenzwert.

Mit welcher Konsequenz?

Die Sauerstoffversorgung der Gewebe im Körper kann nicht mehr sichergestellt werden. In dieser Situation ist die Transfusion, also die Übertragung von roten Blutzellen, eine lebensrettende Maßnahme. Diese sind in der Lage, Sauerstoff von der Lunge aufzunehmen und zu den Organen, die ihn brauchen, zu transportieren.

Welche Blutprodukte produzieren Sie noch?

Aus einer Blutspende gewinnen wir auch die sogenannten Blutplättchen. Sie dienen der Blutgerinnung, also der Blutstillung, dichten Verletzungen ab und helfen bei der Gerinnselbindung. Wenn die Zahl der Blutplättchen unter einen bestimmten Grenzwert abfällt, besteht die Gefahr, dass der Patient verblutet. Ein weiteres wichtiges Blutprodukt ist das Blutplasma, das im Wesentlichen alle sogenannten Gerinnungsfaktoren enthält, die die Blutgerinnung unterstützen.

Blut lässt sich noch nicht künstlich herstellen, oder?

Seit vielen Jahrzehnten versucht man das. Bisher ist es allerdings noch nicht gelungen. Die Erfahrungen der vergangenen zwanzig Jahre lassen es auch als eher unwahrscheinlich erscheinen, dass es in näherer Zukunft möglich sein wird, diese roten Blutzellen künstlich herzustellen. Man kann sie im Reagenzglas zwar aus Stammzellen züchten, aber nicht in der Menge, die für die Versorgung aller Patienten nötig wäre. Wir werden also auch in den kommenden Jahrzehnten auf Blutspenden angewiesen sein.

Die Transfusionsmedizin ist interdisziplinär angelegt und schon heute extrem komplex. Welche Fortschritte sind für die Zukunft in Ihrem medizinischen Feld zu erwarten?

Für die nächsten zwanzig Jahre sehe ich im Wesentlichen drei große Zukunftsfelder. Zum einen die sogenannte patientenindividuelle zelluläre Krebstherapie mit Killerzellen, zum zweiten die zelluläre regenerative Medizin. Hier geht es zum Beispiel ums Thema Regeneration von nicht heilenden Knochen. Zum Dritten macht die zelluläre Immunmodulation rasante Fortschritte. Ziel ist in diesem Bereich, das Immunsystem so zu modulieren, dass zum Beispiel ein transplantiertes Organ nicht abgestoßen wird.

 

Prof. Dr. med. Gregor Bein, Universitätsklinikum Gießen und Marburg

Ihr Experte für Transfusionsmedizin:
Professor Dr. Gregor Bein
Leiter des Zentrum für Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Universitätsklinikum Gießen und Marburg am Standort Gießen

 

 

 

 

 

 

 

Checkliste – Voraussetzungen für eine Blutspende:

Es gibt Situationen, in denen wir zum Überleben das Blut anderer Menschen benötigen. Sei es bedingt durch einen Unfall, eine Krankheit oder eine nötige Operation. Dann zählt jede freiwillig geleistete Blutspende. Auch Ihre.

  1. Grundsätzlich kann jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren und einem Mindestgewicht von 50 kg Blut spenden.
  2. Erstspender können nach individueller Entscheidung der Ärzte bis zu einem Alter von 60 Jahren Blut spenden, Mehrfachspender generell bis zu einem Alter von 68 Jahren.
  3. Frauen können maximal viermal innerhalb zwölf Monate, Männer bis zu sechsmal Blut spenden.
  4. Zwischen den einzelnen Spenden muss ein Mindestabstand von acht Wochen liegen.
  5. Vor jeder Spende sollten Sie ausreichend getrunken und gegessen haben.

Zur Feststellung der Identität und der gültigen Adresse muss die Vorlage eines Personalausweises erfolgen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ihr Blut kann Leben retten! Danke.