Warum Wasser und Tee besser sind als Kaffee

Warum Wasser und Tee besser sind als Kaffee

Besonders im Sommer stellen sich Urlauber wie Daheimgebliebene die Frage, wie viel und wie oft sie trinken sollten, um gesund zu bleiben. Im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog erklärt Dr. Andreas Becker, Chefarzt der Medizinischen Klinik III des Klinikum Frankfurt (Oder), warum Wasser und Tee zum Durststillen besser sind als Kaffee, woran man einen Flüssigkeitsmangel erkennt – und ob man auch zu viel Flüssigkeit aufnehmen kann.

Herr Dr. Becker, „Nicht erst trinken, wenn man Durst hat!“ ist ein beliebter Spruch. Würden Sie diese Aussage unterschreiben?

Völlig richtig ist, dass mit zunehmendem Alter das Durstgefühl stark abnimmt. Dies führt dazu, dass Menschen, die älter als 70 Jahre sind, häufig quasi überhaupt kein Durstgefühl mehr haben. Und gleichzeitig handelt es sich um eine Altersgruppe, die besonders anfällig für einen Flüssigkeitsmangel ist. Dieser führt oftmals zu Schläfrigkeit oder Benommenheit, oder sogar zu Verwirrtheitszuständen.

Woran kann man selbst erkennen, dass man an einem solchen Flüssigkeitsmangel leidet?

Hinweise sind wenig und dunkler Urin, sehr harter Stuhl und entsprechende Schwierigkeiten beim Stuhlgang, aber auch trockene, faltige Haut.

Was passiert schlimmstenfalls, wenn man zu wenig trinkt?

Das hängt ganz entscheidend davon ab, wie stark der Flüssigkeitsmangel ausgeprägt ist, und davon, welche Vorerkrankungen bestehen. Auch junge, gesunde Menschen erleben Schlappheit und Leistungsminderung. Je älter wir werden, desto stärker ist das allerdings ausgeprägt.

Welche Rolle sollte Trinken grundsätzlich in unserem Alltag spielen?

Insbesondere bei der genannten Altersgruppe sind Alltagsrituale hilfreich, die der regelmäßig über den Tag verteilten und ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme dienen. Ich empfehle meinen älteren Patienten zum Beispiel gern, sich morgens zum Frühstück bereits zwei Kannen Tee (ideales Fassungsvermögen: je ein Liter) zu kochen, und diese dann über den Tag verteilt bis abends auszutrinken. Gern können es Lieblingsteesorten sein, zum Beispiel Früchte-, Fenchel- oder Hagebuttentee. Nur von Teein-haltigen Tees, wie zum Beispiel dem Grünen Tee, sollte man Abstand nehmen.

Warum?

Weil sie den Körper in gleicher Menge verlassen, wie sie getrunken werden. Das heißt, der Körper zieht aus Grünem Tee keinen Flüssigkeitsgewinn. Dasselbe gilt übrigens auch für Kaffee.

Ansonsten hat Tee die gleiche Wirkung wie Wasser?

Nicht ganz. Beim Tee gilt in Bezug auf unsere Lebergesundheit eine Faustformel, die man unbedingt beachten sollte: Um eine unnötige Ansammlung von Giftstoffen im Körper zu vermeiden, ist es ratsam, alle sechs Wochen die Teesorte oder zumindest den Hersteller zu wechseln. So kann man Abwechslung beim Konsum von sogenannten Alkaloiden und möglichen aus dem Boden stammenden Giftstoffen erzeugen. Weil auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift.

Sollte man im Sommer grundsätzlich mehr trinken?

An heißen Tagen sollte man besonders akkurat auf eine Flüssigkeitszufuhr von zwei Litern pro Tag achten. Durst zeigt einen Flüssigkeitsmangel an und sollte uns veranlassen, diesen zu löschen. Es dürfen an heißen Tagen allerdings auch deutlich mehr als zwei Liter sein.

Ist diese empfohlene Menge vom Körpergewicht abhängig?

Eine feste Formel, die sich auf das Körpergewicht bezieht, gibt es nicht. Von ihm, genauer gesagt: von der Körperoberfläche, ist allerdings die sogenannte nicht spürbare Verdunstung abhängig. Als Faustformel kann gelten, dass Menschen, die über 100 Kilo wiegen, gern noch einen halben Liter pro Tag mehr trinken dürfen.

Kann man eigentlich auch zu viel trinken?

Grundsätzlich muss bei der allgemein zu empfehlenden Trinkmenge von zwei Litern pro Tag hinzugefügt werden: Bei bestimmten Organkrankheiten kann der Arzt auch eine niedrigere Höchstmenge festlegen. Dies ist zum Beispiel bei ausgeprägter Herzschwäche regelmäßig der Fall. Auch bei fortgeschrittener Leberzirrhose oder auch schwerwiegender Nierenschwäche empfehlen wir gegebenenfalls eine geringere Trinkmenge.

Ihr Experte für Ernährungstherapie:

Andreas Becker, Klinikum Frankfurt (Oder)

 

 

 

 

 

 

Dr. Andreas Becker
Chefarzt der Medizinischen Klinik III des Klinikum Frankfurt (Oder)

 

Tipps bei hochsommerlichen Temperaturen

Besonders bei hohen Temperatur verliert der Körper eine enorme Menge an Flüssigkeit durch die verstärkte Schweißproduktion und damit verbunden auch große Mengen an notwendigen Salzen, Magnesium und Elektrolyte. Worauf Sie deshalb an heißen Tagen achten sollten:

  1. Generell sollten Sie über den Tag verteilt zweieinhalb bis drei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.
  2. Geeignete Durstlöscher sind Mineralwasser oder lauwarme Kräuter- und Früchtetees.
  3. Schwere und fette Kost sollten Sie vermeiden.
  4. Für sportliche Aktivitäten eignen sich am besten die frühen Morgenstunden oder der späten Abend.
  5. Zur kleinen Abkühlung zwischendurch können Sie die Arme abwechselnd für einige Sekunden im Waschbecken mit kaltem Wasser übergießen und anschließend nur leicht abstreifen.