Tipps fürs Skifahren – Fit durch den Winter

Tipps fürs Skifahren – Fit durch den Winter

41.000 Deutsche verletzen sich jedes Jahr beim Skifahren. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Dank moderner Sicherheitsbindungen, Protektoren und Helme ist die Zahl der Skiverletzungen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Komplett ausschalten lassen sich die Risiken beim Skifahren aber natürlich nicht.

Wer sich gut auf seinen Winterurlaub vorbereiten will, sollte ein paar grundsätzliche Regeln beachten. Diese kommen Dr. Arne Berner, selbst Skifahrer und einer der beiden Leiter der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Schulterchirurgie und Endoprothetik am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt.

Im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog spricht er außerdem darüber, ob ein Kreuzbandriss immer operiert werden muss und welche Maßnahmen bei einem Meniskusschaden sinnvoll sind.

Herr Dr. Berner, was raten Sie Leuten, die in den Winterurlaub fahren?

Grundsätzlich sollte man sich aufs Skifahren gut vorbereiten. Besonders dann, wenn man in den Wochen und Monaten zuvor wenig oder überhaupt keinen Sport gemacht hat. Von Null auf Hundert tut selten gut!

Ein konkreter Tipp?

Ausreichend Ski-Gymnastik machen! Da ist Stretching dabei, außerdem geht es um die Stabilisierung der Rumpfmuskulatur. Eine gute Oberschenkelmuskulatur sorgt zudem beim Skifahren für ausreichend Stabilität im Kniegelenk.

Außerdem ausreichend die Kondition trainieren?

Genau. Das funktioniert zum Beispiel mit Jogging, Walken oder Fahrradfahren. Bei schlechten Wetterbedingungen kann dies auch auf dem Laufband oder dem Ergometer gemacht werden.

Empfehlen Sie für Skifahrer eine besondere Sportart, die unterjährig betrieben werden kann und die optimal auf den Wintersport vorbereitet?

Nein. Grundsätzlich rate ich jedem dazu, eine Sportart auszuüben, an die sie/er Spaß hat. Nur dann ist sichergestellt, dass man sich ihr auch oft genug widmet.

Sie als Chef der Unfallchirurgie haben mitunter auch mit verunfallten Skifahrern zutun. Besonders gefährlich sind natürlich besonders Kopfverletzungen. Wo werden die behandelt?

In neurochirurgischen Abteilungen. Zum Glück hat sich unter Skifahrern mittlerweile das Helmtragen durchgesetzt, das ist eine gute Nachricht. Schwere Kopfverletzungen können dadurch oftmals verhindert werden, wenn auch nicht in jedem Fall.

 

Klassische „Skifahrer-Krankheiten“ sind Kreuzbandriss, Meniskusschaden und Schulterverletzungen. Müssen da Ärzte sofort draufschauen?

Die meisten Verletzungen muss man nicht sofort operieren. Auch wenn das manchmal so kommuniziert wird, dass viele direkt von der Piste in den OP-Saal fliegen. Grundsätzlich gilt: Wenn man selbst noch transportfähig ist, wie wir das nennen, kann man natürlich noch nach Hause fahren und die Verletzung zuhause operieren lassen.

Konkret zum Kreuzbandriss: Wie sollte man mit ihm umgehen?

Die Entscheidung darüber, ob operiert werden muss, hängt unter anderem von Alter und sportlichem Anspruch ab. Es ist auch legitim, erstmal zu schauen, wie der Patient nach sechs bis zwölf Wochen Physio-therapie zurechtkommt. Sollte dann doch eine Operation notwendig sein, wird diese minimal- invasiv durchgeführt, um das Gelenk zu schonen und den Patienten möglichst schnell wieder zu mobilisieren.

Wie sieht es bei einem Meniskusschaden aus?

Auch da sollte man erst einmal das Ausmaß der Verletzung abschätzen und eine genaue Untersuchung durchführen. Handelt es sich um einen Einriss, der genäht werden kann, dann sollte die Operation möglichst schnell erfolgen. Eventuell müssen aber auch Teile des Meniskus entfernt werden, wenn keine Rekonstruktion möglich ist.

In der Folge von Stürzen kommt es auch immer wieder zu Schulterverletzungen. Was muss man hier beachten?

Bei einer Schulterausrenkung ist es wichtig, diese so schnell wie möglich wieder einzurenken. Die Weiterbehandlung kann dann nach weiterer Untersuchung mittels MRT geplant werden. Handelt es sich bei der Verletzung um eine Fraktur, muss nach einer genauen Analyse des Bruchs entschieden werden, ob eine Operation notwendig oder auch eine konservative Therapie möglich ist. Bei Verletzungen der Rotatorenmanschette, also der das Schultergelenk stabilisierenden Muskulatur, ist bei der Behandlung je nach Ausmaß der Verletzung und Alter des Patienten eine chirurgische oder konservative Therapie zu empfehlen.

 

Sie sind selbst Skifahrer. Haben Sie, vielleicht auch aus eigener leidvoller Erfahrung mit anderen Personen auf der Piste, konkrete Tipps fürs Miteinander?

Ganz wichtig ist es natürlich, rücksichtsvoll zu fahren und sich auf der Piste rücksichtsvoll zu verhalten. Das klingt für die meisten Leute wahrscheinlich selbstverständlich, kann allerdings offenbar nicht oft genug gesagt werden. Ich rate zudem dazu, nur bei guten Sichtverhältnissen zu fahren und, sofern man mit dem Skifahren erst anfängt oder nach langer Zeit wieder neu startet, es langsam und ruhig anzugehen. Also: Ausreichend Pausen machen und daran denken, dass man ja im Urlaub ist.

Welche Verhaltensweisen führen denn am häufigsten zu Unfällen?

Offenbar ist es oft so, dass Skifahrer sich und ihre Fähigkeiten überschätzen. Manchmal ist es auch schlicht technisches Unvermögen, das zum Sturz führt. Manche fahren schnell und unkontrolliert, und wenn die Pisten dann noch gut frequentiert sind, kann es schnell einmal zu einem möglicherweise folgenreichen Zusammenprall bzw. Unfall kommen.

 

 

 

 

 

Ihr Experte für Unfallchirurgie und Endoprothetik

 

 

 

Dr. Arne Berner
Leiter der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Schulterchirurgie und Endoprothetik am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt