Auf den Magen geschlagen

Auf den Magen geschlagen

Laut Statistik leiden ungefähr 30 Prozent der Deutschen gelegentlich unter krampfartigen Beschwerden im Oberbauch, einem Brennen hinter dem Brustbein oder Völlegefühl. Besonders zu Weihnachten, wenn fettiges Essen, Alkohol und Bewegungsmangel zusammenkommen. Wenn der Arzt keine organischen Ursachen feststellen kann, könnte die sogenannte funktionelle Dyspepsie der Grund für die Beschwerden sein, der Volksmund spricht vom Reizmagen.

Patienten mit funktioneller Dyspepsie haben ein überempfindliches Nervensystem im oberen Magen-Darm-Trakt. Diese Sensibilität macht den Magen besonders empfänglich gegenüber äußeren und inneren Reizen. „Oftmals machen sich die Patienten große Sorgen, zumal auch etwas Ernstes dahinterstecken kann, zum Beispiel ein Magengeschwür oder sogar ein Magenkarzinom“, sagt Professor Dr. Dieter Hörsch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Endokrinologie der Zentralklinik Bad Berka.

Das fettige Essen zu Weihnachten kann die Problematik auslösen, sagt der Experte. Aber immerhin hätten die meisten während der Feiertage weniger Stress, der zumindest dann als Risikofaktor ausscheide. Im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog spricht Professor Hörsch darüber, wie die Diagnose funktioniert, welche Risikofaktoren man vermeiden sollte, und wer bei Beschwerden der richtige Ansprechpartner ist.

Herr Professor Hörsch, kommt die funktionelle Dyspepsie häufig vor?

Ja, das Krankheitsbild kommt sehr häufig vor. Ungefähr drei von zehn Menschen leiden im Lauf ihres Lebens einmal darunter. Die Erkrankung kommt und geht.

Welche Art von Schmerz ist das, unter der die Patienten leiden?

Es geht um Schmerzen oder um Brennen im Bereich des Magens. Viele leiden auch unter Völlegefühl, einem frühen Sättigungsgefühl, Blähgefühl oder Übelkeit. Und manche erbrechen sich auch. Das Problem ist, dass die gleichen Probleme auch auftreten, wenn der Patient einen Magen-Darm-Infekt, einen Virusinfekt oder ein Geschwür im Magen hat, was eine organische Ursache wäre.

Sie müssen als Arzt also ein Ausschlussverfahren betreiben, das letztendlich zur Diagnosestellung führt?

Wenn ein Patient über derartige Beschwerden klagt, sind in der Regel eine Ultraschalluntersuchung und eine Magenspiegelung notwendig. Die Diagnose können wir noch am Tag der Untersuchung stellen.

Was sind denn die Gründe dafür, dass Patienten an funktioneller Dyspepsie leiden?

Prinzipiell ist die Lebensführung ausschlaggebend. Stress ist zum Beispiel ein Risikofaktor, ebenso wie Rauchen, Alkohol, zu viel fettes Essen und Zucker sowie zu wenig Bewegung.

Nehmen wir an, Sie haben eine funktionelle Dyspepsie diagnostiziert. Können Sie dem Patienten dann Mut machen?

Zunächst einmal kann man den Menschen sagen, dass man nichts Schlimmes gefunden hat, es also keinen gravierenden Befund gibt, sondern eben „nur“ einen sensiblen Magen. Das beruhigt schon einmal und ist oftmals wirklich die halbe Miete. Darüber hinaus rate ich Patienten natürlich, eine gesündere Lebensführung anzugehen, sollte die das Problem sein. Oftmals stellt sich auch heraus, dass ein Patient an einer Magen-Schleimhaut-Entzündung leidet. Diese kann man dann einige Wochen lang mit einem Säureblocker behandeln. Das führt oft dazu, dass die Beschwerden weniger werden.

Was kann der Patient selbst gehen die Symptome unternehmen?

Neben dem Säureblocker gibt es grundsätzlich noch pflanzliche Präparate, die man verabreichen kann, auch Tees sind hier sicherlich sinnvoll, beispielsweise Brennnessel, Fenchel und Anis. Unterscheiden kann man oftmals schmerzende von blähenden Gefühlen. Meine Erfahrung sagt, dass oftmals Stress dazu führt, dass Patienten die Erkrankung nicht in den Griff bekommen.

Sollten Patienten, die Symptome haben, direkt zu Ihnen kommen oder zunächst zu ihrem Hausarzt gehen?

Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner, die ambulante Abklärung ist entscheidend.

Zum Schluss noch: Gibt es eine genetische Disposition für die funktionelle Dyspepsie?

Soweit ich weiß, gibt es die nicht. Man sollte also darauf achten, möglichst viele Risikofaktoren auszuschalten.

 

Ihr Experte zum Thema Reizmagen

 

 

 

 

 

 

 

 

Professor Dr. Dieter Hörsch
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Endokrinologie
an der Zentralklinik Bad Berka