Warum Herzkranke und Schlaganfallpatienten trotz Corona in die Klinik müssen

Warum Herzkranke und Schlaganfallpatienten trotz Corona in die Klinik müssen

Wie kann es sein, dass während der aktuellen Corona-Pandemie so viel weniger Herz- und Schlaganfall-Notfallpatienten in die Kliniken eingeliefert werden? Der Grund hierfür dürfte in der Angst vieler Betroffener liegen, sich bei einem Besuch in der Arztpraxis oder in einer Klinik mit dem Coronavirus anzustecken.

Wie wichtig es ist, bei Anzeichen auf einen Herzinfarkt oder auch einen Schlaganfall schnellstmöglich ärztliche Hilfe aufzusuchen und den Notruf zu wählen, betont Professor Dr. Harald Lapp, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Herzzentrum der Zentralklinik Bad Berka, die Teil des RHÖN-Klinikum-Konzerns ist.

„Viele Patienten sind möglicherweise verunsichert und zögern vielleicht, bei akuten Brustschmerzen die 112 zu wählen. Das kann Leben kosten. Ärzte in Praxen und Kliniken machen sich derzeit Gedanken um ihre Patienten.“

Niemand sollte aus Angst vor einer Infektion auf dringend notwendige Hilfe verzichten, die Leben retten kann. Ein vermeintlich leichter Schlaganfall zu Hause auszusitzen, birgt ein großes Risiko.

Eine Einschätzung, die auch Professor Dr. Sebastian Kerber, Chefarzt der kardiologischen Klinik am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, teilt:

„Wer Leitbeschwerden eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalls hat, sollte diese auf jeden Fall notfallmäßig abklären lassen.“

Auch die Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft rufen dringend dazu auf, jetzt nicht aus Angst vor einer Ansteckung Anzeichen zu ignorieren oder zu bagatellisieren. Ein Schlaganfallpatient ist und bleibt ein Notfall und muss umgehend in die Notaufnahme einer Klinik.

Luftnot und Husten sind nicht nur die häufigsten Initialsymptome von COVID-19-Patienten, sondern können bei Patienten mit bedrohlichen Herzerkrankungen auftreten. Diese Patienten wurden in den letzten Jahren gezielt in kardiologischen Krankenhäusern, Praxen und Notaufnahmen vorgestellt.

Herzinfarkt: Jede Minute zählt

Fakt ist: Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Das bedeutet: Je schneller ein Betroffener Hilfe bekommt, umso weniger Herzmuskelgewebe wird zerstört. Akute, neu aufgetretene Brustschmerzen, die länger als fünf Minuten dauern, müssen abgeklärt werden, betonen Experten regelmäßig.

Auch bei neurologischen Symptomen wie Lähmungen, Sensibilitätsstörungen, Seh-, Sprach- und Schluckstörungen sollten Betroffene nicht warten.

„Bei einem Schlaganfall muss man immer sofort reagieren. Jede Minute zählt in der Akutversorgung, ermöglicht den Einsatz von notwendigen Behandlungsmöglichkeiten, wie etwa der Lysetherapie, und schützt vor schweren behindernden Folgeschäden und bleibenden Defiziten nach dem Schlaganfall. Wählen Sie den Notruf!“, rät deswegen auch die Chefärztin der Klinik für Neurologie der Zentralklinik Bad Berka, Dr. Vivien Homberg.

Neben den Kliniken zeigt sich auch der Rettungsdienst alarmiert über den derzeitigen deutlichen Rückgang an Notfalleinsätzen bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Die Menschen würden die Beschwerden zwar erkennen, aber aufgrund von Ungewissheiten in der Corona-Pandemie häufig viel zu lange warten, bevor sie den Notarzt oder die Notfallklinik kontaktieren, heißt es dort.

Verunsicherung nicht angebracht

Verunsicherung ist allerdings absolut nicht angebracht. Schon deshalb, weil an den allermeisten deutschen Kliniken, wie auch an allen Standorten des RHÖN-Klinikum-Konzerns, ausreichende Kapazitäten zur Versorgung stehen: sowohl für die Behandlung akuter lebensbedrohlicher Herzerkrankungen als auch für die von Schlaganfällen.

Alle Ärzte betonen: „Uns allen ist es wichtig, dass wir so effektiv wie möglich diese Krise überwinden, in der sowohl Corona-Patienten als auch Patienten mit Herz- und Hirn-Notfällen uneingeschränkt und entsprechend der jeweiligen Bedürfnisse optimal behandelt werden.“