So lässt sich eine Allergie sinnvoll bekämpfen

So lässt sich eine Allergie sinnvoll bekämpfen

Anschwellen der Schleimhäute, rote, juckende Augen, sich eng stellende Bronchien – die klassischen Symptome einer Allergie machen vielen Menschen zu schaffen. Dr. Andreas Happ vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des Klinikum Frankfurt (Oder) beschäftigt sich als Facharzt für Hautkrankheiten und Allergologe mit der Behandlung von Allergien.

Die erste Frage, die sich Allergiker wohl stellen: Kann man diese, also zum Beispiel den lästigen Heuschnupfen, grundsätzlich loswerden? Ja, sagt Andreas Happ, das sei möglich. Beim Heuschnupfen und anderen Allergien wie dem Allergischen Asthma oder – selten – einer Magen-Darm-Symptomatik handele es sich um sogenannte Typ-I-Allergien.

Mittlerweile, sagt der Arzt, überblicke die Medizin den Entstehungsmechanismus der Krankheit recht gut. Dieser, der zum Ausbruch einer Allergie führt, kann durch eine Impfbehandlung oder eine sogenannte Hyposensibilisierung gut behandelt werden.

Heute wird eine dreijährige Impfbehandlung empfohlen, während derer der Patient kontinuierlich einmal pro Monat, ab dem zweiten Jahr gegebenenfalls auch nur noch alle sechs Wochen beim Arzt erscheinen muss. Alternativ bestehe auch die Möglichkeit einer „Turbo-Hyposensibilisierung“, die nur ca. fünf Wochen im Jahr dauere, sagt Andreas Happ. Diese erziele ähnlich gute Ergebnisse wie die klassische Hyposensibilisierung.

Allgemein gilt: Bei den Pollenallergien ist der Behandlungserfolg klar sichtbar. Ärzte sprechen von einer „Trefferquote“ von 75 bis 85 Prozent, bei Insektengift-Allergien sogar von 90 bis 95 Prozent.

Allergiebehandlung auf Rezept

Eine weitere gute Nachricht: Wenn bewiesen wurde, dass der Patient an einem Heuschnupfen oder auch einem allergisch bedingten Asthma leidet, handelt es sich bei der sinnvollerweise anschließenden Hyposensibilisierung um eine reguläre Kassenleistung. Die Krankenkasse zahlt also, der Patient erhält vom Arzt lediglich ein rosa Rezept und muss nicht in Vorleistung treten.

Grundsätzlich, sagt Andreas Happ, würde er immer zu dieser ursächlichen, aber zeitaufwändigen Hyposensibilisierung raten und sich somit gegen eine rein medikamentöse Therapie entscheiden, bei der man während des Auftretens der Allergie lediglich die Symptome bekämpft: „Weil wir das Problem, nämlich die Fehlregulation des menschlichen Immunsystems, dadurch an der Wurzel packen und korrigieren können“, sagt er.

Die exzellenten hygienischen Bedingungen unserer modernen Gesellschaft sind Ursache für diese Fehlregulation. Dadurch gibt es weniger Haut- und Magen-Darm-Schleimhaut-Infektionen, sodass der Teil des menschlichen Immunsystems, der für die Bekämpfung von zum Beispiel Würmern im Darm oder Milben und anderen Parasiten in der Haut verantwortlich war, entwicklungsgeschichtlich seit etwa 150 Jahren quasi brach liege.

Das Immunsystem hat sich stattdessen harmlose Stoffe (Allergene) wie Pollen, Tierhaare, Federn oder bestimmte Nahrungsmittel gesucht, gegen die es nun „zu kämpfen hat“. Was entsteht, ist Heuschnupfen, manchmal eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, Asthma, Nesselsucht, und sehr selten auch einmal ein Schock mit Kreislaufversagen.

Therapiebeginn außerhalb der „Pollenflug-Saison“

Auf die Frage, wann mit der Hyposensibilisierung sinnvollerweise begonnen werden sollte, sagt Andreas Happ: „Am besten außerhalb der Pollenflug-Saison. Wenn jetzt im April jemand zum Beispiel mit einer Birkenpollen-Unverträglichkeit zu mir kommt, beginne ich als Arzt nicht übermorgen mit der Behandlung. Ich würde den Patienten in solch einem Fall zunächst mit Antihistaminika oder mit örtlich angewendeten Cortison-Sprays über die Runden helfen. Im Herbst ginge es dann ums gründliche Ausdiagnostizieren, und dann beginnt auch die Therapie der Hyposensibilisierung.“

Hier besteht die Möglichkeit einer Injektion in das Unterhaut-Gewebe. Alternativ gebe es mittlerweile für einige Allergene auch die Möglichkeit, Tropfen oder Schmelztabletten zu verabreichen, sagt Andreas Happ. „Meine Erfahrung sagt mir allerdings, dass die Tropfen und Schmerztabletten oft schon nach zirka einem Jahr weggelassen werden, vor allem natürlich dann, wenn die Patienten weniger Symptome haben und sich besser geschützt fühlen.“

Bei den oral aufgenommenen Medikamenten sprechen Ärzte im Bereich der Bekämpfung von Allergien also von einer hohen Abbrecherquote. Das sei ein Problem, heißt es, denn eine auf ein Jahr beschränkte Therapie helfe nicht nachhaltig, das wisse man heute. Oft kommt es in diesen Fällen zu einem erneuten Auftreten der Symptomatik, da das Immunsystem nicht komplett umgestellt wurde. Patienten, die die vollen drei Jahre Behandlung durchhalten, haben eine höhere Chance, danach symptomfrei, also geheilt zu sein.

Das liegt in den Genen…

Aktiv verhindern, an einer Allergie zu erkranken, könne man leider noch nicht nachhaltig, sagt Andreas Happ: „Die Anlage, eine Allergie zu bekommen, ist einem genetisch in die Wiege gelegt. Deswegen fragen wir als Ärzte unsere Patienten auch immer, ob Geschwister oder Eltern auch von einer bestimmten Allergie betroffen sind.“

Ein wenig vorbeugen lässt sich allerdings durchaus: Durch eine gezielte Vermeidung von Reizstoffen wie Zigarettenrauch oder Abgasen von der Straße sinkt die Wahrscheinlichkeit, an einer Allergie zu erkranken. Ein intensiver Kontakt mit vielen Allergenen in der frühen Kindheit lassen den Körper eher eine Toleranz als eine Allergie entwickeln. Ein Urlaub auf dem Land oder Landpartien könne nicht schaden, sagt Andreas Happ: „In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Kinder auf dem Land einfach weniger an Allergien leiden als die Großstadtkinder, das ist einfach so.“

Als Patient sollte man mit seinen Beschwerden grundsätzlich einen allergologisch geschulten Arzt aufsuchen. Oftmals stehe auf dem Schild vor der Praxis dann die Zusatzbezeichnung „Allergologie“, sagt Andreas Happ. Es gibt viele Haut-, Kinder-, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und Internisten, die diese Bezeichnung tragen, seltener auch Allgemeinärzte. Alle haben eine sogenannte Fortbildungspflicht, sind also über das Thema Allergien stets auf dem neuesten Stand der Dinge.

Dr. Andreas Happ Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Zusatzbezeichnung: Allergologe, im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des Klinikum Frankfurt (Oder)Ihr Experte für Allergien:
Dr. Andreas Happ
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten,
Zusatzbezeichnung: Allergologe,
im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ)
des Klinikum Frankfurt (Oder)