Diese Notfall-Rufnummern sollten Sie kennen

Diese Notfall-Rufnummern sollten Sie kennen

Im medizinischen Notfall ist schnelle Hilfe gefragt. Doch nicht jede Erkrankung ist automatisch ein Notfall. In welcher Situation welche Rufnummer zu wählen ist, erklärt der RHÖN-Gesundheitsblog im Folgenden.

116 117 – Der ärztliche Bereitschaftsdienst

Wer beispielsweise an einer Erkältung leidet oder sich die Hand geschürft hat, sollte sich während der Sprechzeiten direkt an die Praxis seiner Hausärztin oder seines Hausarztes wenden. Nachts, außerhalb der Hausarztpraxissprechzeiten und feiertags ist stattdessen der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116 117 erreichbar. Gedacht ist diese Hotline für medizinische Anliegen, die keine unmittelbare Lebensgefahr darstellen, aber dennoch eine ärztliche Beurteilung erfordern.

Ein Fall für die 116117:
Langanhaltender Brechdurchfall, starke Erkältung mit Fieber, starke Hals- und Ohrenschmerzen, starke Kopfschmerzen bei Migräne, akute Harnwegsinfekte

Fakt ist, dass nur knapp ein Drittel der Deutschen diese deutschlandweit einheitliche Telefonnummer 116 117 überhaupt kennt. Das hat eine 2023 veröffentlichte repräsentative Befragung des ADAC von über 1.000 Personen ergeben. Diese offenbar verbreitete Unkenntnis der Telefonnummer führt unter anderem dazu, dass viele nur leicht erkrankte Menschen Notaufnahmen und Rettungsstellen von Kliniken aufsuchen, auch wenn kein medizinischer Notfall vorliegt. Die Folge: Eine starke Überlastung dieser Einrichtungen.

Noch schlechter sieht es offenbar bei der Bekanntheit der digitalen Angebote des Bereitschaftsdienstes aus, sagt der ADAC: Die Webseite www.116117.de kennen angeblich nur neun Prozent der Befragten, die App der 116117 nur vier Prozent. Immerhin ist aber knapp die Hälfte der Anrufer der 116117 mit dem telefonischen Service zufrieden. Bemängelt wird hingegen die teilweise zu lange Wartezeit in der Telefon-Hotline. 

Auch beim Besuch der Bereitschaftspraxen selbst wird vor allem die Wartezeit moniert. Im Schnitt müssen sich die Patienten dort 30 Minuten gedulden, zeigt die Untersuchung. Zumindest für Menschen mit dringenden Problemen wie zum Beispiel hohem Fieber oder starken Schmerzen kann das natürlich sehr unangenehm sein. Elf Prozent warten sogar länger als eine Stunde. 

In puncto Erreichbarkeit schneiden die Bereitschaftspraxen hingegen gut ab: Im Schnitt beträgt der Weg der Besucher dorthin knapp zehn Kilometer, in ländlichen Gegenden sind es etwa 14 Kilometer. Allerdings dauert die Anfahrt auf dem Land nicht länger als in der Stadt.

112 – Der europaweite Notruf

Neben der 116 117 gibt es auch die weitaus bekanntere 112. Sie ist die europaweite Notrufnummer für alle Notfälle. Egal, ob es sich um einen medizinischen Notfall, einen Brand oder einen Unfall handelt: Die 112 ist rund um die Uhr und in jedem EU-Land verfügbar. Ein Anruf bei dieser Nummer verbindet Patient:innen sofort mit den örtlichen Rettungsdiensten, der Feuerwehr oder der Polizei, je nach Bedarf.

Wichtig ist, diese Nummer grundsätzlich nur in Notfällen zu wählen, also zum Beispiel bei akuter Atemnot, drohender Ohnmacht, einem allergischen Schock oder Seh- oder Sprachstörungen. Das Deutsche Rote Kreuz sagt, die Nummer sei immer dann zu wählen, „wenn die Situation nicht einzuschätzen ist, Zweifel am Gesundheitszustand der betroffenen Person oder gar Lebensgefahr besteht“.

Zudem rät der Verein den Anrufenden zu einer möglichst exakten Standortangabe: „Machen Sie möglichst genaue Angaben über den Notfallort: Ort, Straße, Hausnummer, Fabrikgebäude, Zufahrtswege, Stockwerk und so weiter.“ Daneben sollte erwähnt werden, was genau passiert ist, wie viele betroffen sind und welche Art von Notfall/Verletzung vorliegt.

Ein Fall für die 112:
Bewusstlosigkeit, akute Atemnot, Herz-Kreislauf-Beschwerden bis -stillstand, Schock, starke Blutungen, plötzliche Sprach- und Sprechstörungen und Lähmungen, Knochenbrüche oder große Wunden, sehr starke Schmerzen, Verbrennungen und Vergiftungen.

Der ADAC empfiehlt, Patient:innen noch besser darüber zu informieren, wann im Krankheitsfall der ärztliche Bereitschaftsdienst 116 117 und wann die Notaufnahme die richtige Anlaufstelle ist. Mittelfristig sollte eine Patientensteuerungsfunktion der 116 117 und der Notrufnummer 112 über integrierte Leitstellen etabliert werden, um eine falsche Zuordnung aufgrund von Unwissenheit auszuschließen, rät der Verband. Zudem gelte es, die telefonische Erreichbarkeit von Bereitschaftspraxen zu verbessern und die Wartezeiten zu verkürzen, um ein Ausweichen von Patienten in Notaufnahmen bestmöglich zu vermeiden.

 0800 111 0 111 – Die Telefonseelsorge

Bei psychischen Problemen kann die Telefonseelsorge helfen, die unter der kostenlosen Rufnummer 0800 111 0 111 erreichbar ist. Hier bekommen Anrufende unter anderem bei folgenden Problemen: Stress mit der Partnerin oder dem Partner, Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz, Arbeitsplatzverlust, Sucht, Krankheit, Einsamkeit, Sinnkrisen, spirituelle Fragen oder Suizidalität. 

„Solche Ereignisse und Verletzungen bringen uns Menschen oft an unsere Grenzen, und dann kann ein Gespräch helfen, die Gedanken zu sortieren, neue Wege zu erkennen, oder es ermöglicht, sich die Sorgen einfach mal von der Seele zu reden“, heißt es von der Telefonseelsorge. Und: „Einfach anrufen genügt.“

Wichtig ist den Helfenden dort vor allem, dass alle Anrufenden frei sprechen können: „Das heißt, alle brauchen nur das preiszugeben, was sie selbst für wichtig und richtig erachten. Das bedeutet in der Konsequenz: Der Anruf bei uns taucht in keiner Rechnung auf. Niemand muss uns sagen, wie er oder sie heißt. Die Nummernübertragung vom Festnetz ist per se ausgeschaltet. Bei der Verbindung mit einem Handy haben wir es nicht immer in der Hand. Darum bitten wir Sie, wenn Ihnen das wichtig ist, einmal die Einstellungen ihres Handys zu überprüfen.“

Mailseelsorge & Chatseelsorge

Wer nicht telefonieren möchte, kann auch die sogenannte Mailseelsorge kontaktieren. Laut den Helfenden ermöglicht sie ihren Nutzer:innen auch über einen längeren Zeitraum mit einer Person in Kon.takt zu bleiben. Wie beim Briefeschreiben können sich Betroffene Zeit nehmen, ihre Gedanken zu sortieren. In der Regel können Sie innerhalb von 72 Stunden mit einer ersten Antwort auf ihre Mail rechnen.

Jede Mail wird einem ehrenamtlichen Seelsorgenden zugewiesen, der weiterhin Ansprechpartner bleibt, auch wenn der Betroffene häufiger schreibt.

Daneben gibt es auch noch die Chatseelsorge. Sie bietet die Möglichkeit, unmittelbar in ein schriftliches Gespräch zu kommen. Die direkte Reaktion ähnelt dem persönlichen Gespräch: „Um also die volle Aufmerksamkeit zu bekommen und ungestört chatten zu können, machen wir Termine aus.“

Kinder- und Jugendtelefon – „Nummer gegen Kummer“

Am Kinder- und Jugendtelefon erhalten Hilfesuchende montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 116 111 eine kostenlose telefonische Beratung. Derzeit gibt es 76 Standorte in Deutschland, d.h. an Werktagen 76 offene Leitungen, die von rund 2.235 ehrenamtlich tätigen, ausgebildeten Beratenden besetzt sind. Zur Website

Ob Erziehungsprobleme, Probleme in der Schule, Familienkrisen, Suchtproblematiken oder Gefahren im Internet: auch Eltern können sich unter der Telefonnummer 0800 111 0550 bei der Telefonberatung für Eltern Hilfe holen.