Win-Win für Ngaoundere und das Uniklinikum Marburg

Win-Win für Ngaoundere und das Uniklinikum Marburg

Es besteht eine enge Kooperation zwischen den HNO-Kliniken Marburg und Ngaoundéré. Dort wurde die HNO-Versorgung im ­Norden Kameruns durch Dr. Max Leßle aufgebaut. „Wir haben eine Win-Win-Situation erreicht“, leiten Prof. Dr. Boris Stuck, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Dr. Max Leßle, Facharzt für HNO-Heilkunde am Uniklinikum Marburg sowie in seiner eigenen Klinik in der Kameruner Stadt Ngaoundere. „Nachdem wir im Jahr 2017 erstmals im Zuge eines Honorarvertrages zusammengearbeitet haben und uns die hohe Kompetenz und Professionalität von Dr. Leßle mehr als überzeugt hat, konnten wir ihn nun für langfristige Tätigkeit für mehrere Monate im Jahr am Uniklinikum gewinnen.“

Für Dr. Max Leßle, der seit acht Jahren eine HNO-Klinik im Norden Kameruns, in der Provinzhauptstadt Ngaoundere, betreibt, ist diese Kooperation eine große Hilfe: „Natürlich finanziell, denn mit unseren Einnahmen allein könnte sich die Klinik nicht tragen.“ Aber für Max Leßle ist diese Kooperation weit mehr als das: „Jährlich für eine gewisse Zeit mit Kolleginnen und Kollegen in Deutschland zusammenzuarbeiten, ist für mich auch wichtig, um den Anschluss in die Neuentwicklungen in meinem Fach nicht zu verlieren.“

Die beiden HNO-Spezialisten haben nun einen Modus erreicht, der allen Interessen Rechnung trägt

„Mindestens drei Monate arbeite ich hier in Marburg, den Rest meiner Arbeitszeit bin ich freigestellt und arbeite in meinem Projekt in Kamerun.“ Boris A. Stuck, Direktor der Klinik für HNO, erklärt: „Wir haben hierdurch die Unterstützung von Dr. Leßle gerade in den Sommermonaten, die uns insbesondere während der Ferienzeit weiterhilft – wir haben dann mit Dr. Leßle einen Kollegen, der durch seine Erfahrungen aus dem Ausland viel Gelassenheit in unsere Klinik trägt“, unterstreicht Stuck. „Durch seine langjährigen Auslandserfahrungen vermag er es, schwierige Situationen leicht zu relativieren und auch einmal neue, mitunter einfachere Wege zum Ziel aufzuzeigen“.

Für Dr. Leßle ist die regelmäßige Tätigkeit am Marburger Universitätsklinikum auch die Möglichkeit immer wieder an die neuen medizinischen Entwicklungen anzuknüpfen. „Meine Arbeit in Kamerun ist völlig anders, wir arbeiten mit einfachsten Mitteln – und haben teilweise ganz andere Aufgaben. Ein Beispiel: Mangels eines funktionierenden Gesundheitssystems muss ich als Arzt in Kamerun zunächst den Preis für die Operationen aushandeln und das meist mit der gesamten Familie des Patienten.“

Im Moment ist Dr. Leßle der einzige Arzt in seiner HNO-Klinik in Nagaoundere: „Unsere Pflegekräfte müssen aus der Personalnot heraus viel mehr leisten als es in Deutschland üblich ist. Die Grundversorgung beispielsweise bei Nasenbluten oder Abszessen nach einer Entzündung gehören zum pflegerischen Leistungsspektrum, das ohne ärztliche Unterstützung durchgeführt wird.“ Während Leßle in Marburg oder auch zu Hause in Hamburg ist, übernimmt deshalb auch das Pflegepersonal allein die Grundversorgung in der HNO-Klinik in Ngaoundere.

„Der Austausch tut uns allen gut, wenn Dr. Leßle hier in unserer Klinik ist – sowie auch wenn unsere Assistenzärzte in Kamerun ihre praktischen Erfahrungen sammeln können. Diese weiten nicht nur den eigenen Horizont erheblich, sondern bringen auch in unseren Alltag neue Perspektiven,“ resümiert Stuck.

Weitere Infos zu dem Projekt „HNO für Kamerun“ gibt es im Internet unter www.hno-fuer-kamerun.de.