Ein besonderer Beruf mit magischen Momenten

Ein besonderer Beruf mit magischen Momenten

Sie kümmern sich vor, während und nach der Schwangerschaft um die Neugeborenen und ihre Eltern: Hebammen! In diesem vielseitigen Beruf müssen sie häufig wichtige Entscheidungen treffen und erfahren dafür täglich das Wunder des Lebens. Zwei Hebammen erzählen aus ihrem Arbeitsalltag:

Eigentlich müsse es auch eine Art Hebamme für die werdenden Väter geben, sagt Hebamme Lena lachend. Denn ihrer Erfahrung nach sind die Männer im Kreißsaal meist aufgeregter als ihre Frauen. „Letztere wissen meist von ihren Müttern oder Freundinnen, was so ungefähr auf sie zukommt, und haben schon während der Schwangerschaft erlebt, dass ihr Körper vieles aushält“, erzählt die 27-Jährige. Für Männer hingegen bleibe nur, ihren Frauen beizustehen. „Manche feuern ihre Frauen auf der Zielgeraden regelrecht an – das ist sehr sympathisch! Fängt ein Mann an, seine Frau während der Geburt an zu stressen, greifen wir allerdings ein und erinnern ihn daran, wer die Hauptperson ist.“

Dass sie Hebamme wird, stand für die junge Frau früh fest. Ihre Mutter arbeitet als Krankenschwester und schon als Kind und Jugendliche hat sie das Klinikleben aus erster Hand erlebt. „Während meines Schülerpraktikums habe ich den Job der Hebamme kennengelernt und wusste sofort: Das will ich machen.“ Nach dem Abitur begann sie ihre Ausbildung am Uniklinikum Gießen und Marburg UKGM, wo sie seit 2013 festangestellte Hebamme ist und fast 400 Geburten begleitet hat. Eine komplett freiberufliche Tätigkeit käme für die Hebamme übrigens nicht in Frage. „Ich finde es gut, dass ich mich direkt mit Kolleginnen austauschen und vor allem in kritischen Situationen von ihren Erfahrungen profitieren kann“, sagt sie. Gleichzeitig lässt ihre Dreiviertelstelle genug Freiraum für Wochenbett- und Nachsorgekurse, die sie privat anbietet.

Lena schätzt vor allem die Abwechslung an ihrem Beruf. „In der Klinik betreuen wir die unterschiedlichen Fälle – von der reibungslosen Geburt bis hin zu Risikoschwangerschaften. Da sind jedes Mal aufs Neue Einfühlungsvermögen und Flexibilität gefragt“, beschreibt sie die Anforderungen. Besonders erfüllend findet sie die Geburten, die zu Beginn als Risiko eingestuft wurden und dann doch glatt verlaufen. Wie zuletzt die einer Schwangeren mit Spenderorgan. „Oft wird solchen Frauen vom Kinderkriegen abgeraten, da das Absetzen von Immunsuppressiva während der Schwangerschaft zur Abstoßung des Organs führen kann. Umso toller ist es, wenn bei solchen Rahmenbedingungen Mutter und Kind nach der Geburt wohlauf sind.“

Langfristig weiterqualifizieren

Nach einigen Jahren im Beruf erlebt sie außerdem immer häufiger, dass sie die Geschwister ihrer „ersten“ Kinder mit auf die Welt bringen darf. “ An manche Geburten erinnert man sich gut und dann ist es schön zu sehen, wie es den Müttern ergangen ist und dass jetzt wieder Nachwuchs ansteht.“ Und wie sieht die Zukunft aus? „Mich reizen Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Akupunktur oder Homöopathie – langfristig möchte ich mich da gerne zusätzlich qualifizieren.“ Aber erst mal muss sie zurück in den Kreißsaal – die nächste Geburt kündigt sich an.

Die Geburt ist einer der schönsten Momente im Leben einer Familie. Dabei steht die Gesundheit von Mutter und Kind an erster Stelle.

 

Seit 1979 hilft Hebamme Martina Babys auf die Welt. eigentlich wollte sie Kinderkrankenschwester werden. Doch weil in ihrem letzten Ausbildungsjahr am Klinikum Frankfurt (Oder) – damals hieß es noch Bezirkskrankenhaus – Personalnotstand bei Hebammen herrschte, ließ sie sich spontan überzeugen, ihre Berufspläne zu ändern. Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut hat: „Auch nach fast vierzig Jahren im Job ist der Moment, wenn eine Mutter ihr neugeborenes Kind das erste Mal im Arm hält, etwas ganz Besonderes.“ Seit Martina 2001 die Position der leitenden Hebamme in der Geburtshilfe übernommen hat, ist sie allerdings nicht mehr so oft bei Geburten dabei.

Überraschungen inklusive

„Zusätzlich zu meiner Arbeit als Hebamme im geburtshilflichen Bereich kümmere ich mich auch um die Organisation und den Dienstplan. Zwei Hebammen müssen es pro Schicht sein – bei derzeit fünfzehn Kolleginnen, von denen viele in Teilzeit arbeiten, ist die Planung nicht immer einfach. Also arbeiten meine beiden Stellvertreterinnen und ich im Kreißsaal mit“, sagt die erfahrene Hebamme. Wer sich für den Beruf der Hebamme entscheidet, den erwartet ein Arbeitsalltag mit einer Vielzahl an Aufgabenstellungen und jeder Menge Verantwortung.

Wie haben sich denn die werdenden Eltern im Laufe der Jahre verändert? „Die Paare sind anspruchsvoller geworden. Durch Internet und Ratgeberliteratur denken viele, sie wüssten schon, was auf sie zukommt“, erzählt die sie. „Dabei zeigt die Erfahrung, dass jede Geburt ein bisschen anders verläuft. Wir raten deshalb, weniger ‚geplant‘ an den Moment heranzugehen.“ Gut findet sie die Entwicklung, dass die Väter mittlerweile fast immer im Kreißsaal dabei sind. Schließlich sei die Geburt auch für die Männer ein hochemotionaler Moment. Und das gemeinsame Erleben ist für viele Paare eine wichtige verbindende Erfahrung. Ob ein Paar harmoniert oder nicht, bekomme man da auch schnell mit, erzählt sie und schmunzelt.

Übrigens passiere auch manchmal Unerwartetes: „Eine Frau kam zu uns, weil bei ihr die Wehen eingesetzt hatten. Die Geburt lief glatt und schnell war das Kind da – doch noch während der Arzt das Neugeborene im Nebenraum untersuchte, kam plötzlich ein zweites Baby!“ Die junge Mutter hatte einfach keine Vorsorgeuntersuchungen mitgemacht und entsprechend nicht gewusst, dass sie Zwillinge erwartete.