Tipps vom Professoren-Team: So gelingt die Zahnpflege

Tipps vom Professoren-Team: So gelingt die Zahnpflege

Zum Tag des Zahnschmerzes gibt es heute Tipps von zwei ausgewiesenen Experten. Professor Dr. Bernd Wöstmann ist Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Professor Dr. Martin Jung Oberarzt in der Poliklinik für Zahnerhaltungs- und Präventive Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Gießen und Marburg am Standort Gießen.

Im Gespräch mit dem RHÖN-Gesundheitsblog sprechen die beiden darüber, wie Zahnschmerzen entstehen. Zudem benennen sie die drei großen Feinde gesunder Zähne – und geben Tipps zur guten Mundhygiene.

Herr Professor Wöstmann, Herr Professor Jung, wie entstehen Zahnschmerzen eigentlich? Wie kann man seinen Zähnen am besten Gutes tun?

Professor Wöstmann: Zahnschmerzen im Alltag sind in aller Regel dadurch bedingt, dass Karies den Zahn so weit zerstört hat, dass Keime in sein Inneres gelangen – und dieser sich dann entzündet. Das verursacht den Schmerz. Daneben gibt es auch vom Zahnfleisch ausgehende Entzündungen. Sie stellen auch ein ganz wesentliches Problem in der Zahnmedizin dar, verursachen in der Regel allerdings nicht so starke Schmerzen.

Professor Jung: Vorsorgen lässt sich ganz grundsätzlich anhand einer intensiven und effektiven Mundhygiene. Dazu gehört regelmäßiges Zähneputzen, und das regelmäßige Fluoridieren der Zähne. Anhand einer Zahnpaste, die Fluorid enthält.

Das klingt einfach…

Jung: Wichtig hinsichtlich des Zähneputzens ist: Es muss richtig gemacht werden. Das klingt logisch. Fakt ist aber, dass das bei einem Großteil der Menschen nicht zufriedenstellend klappt. Oder, anders formuliert:

Es ist möglich, sich häufig die Zähne zu putzen, ohne dass sie wirklich sauber werden.

Was ist der häufigste Fehler?

Wöstmann: Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie viele Flächen ein einzelner Zahn hat – die natürlich alle sauber sein sollten. Rechtshänder zum Beispiel putzen oftmals auf der linken Seite besser, wohl weil man da „besser ran kommt“. Manche Flächen an den Zähnen sind auch schwer mit der Zahnbürste zu erreichen. Hier sind dann zusätzliche Hilfsmittel, wie zum Beispiel Zahnseide, und natürlich auch die Fluoridierung wichtig. Zähneputzen ist kein intuitiver Prozess, sondern eine Tätigkeit, die jeder Mensch lernen muss. Manche kriegen das intuitiv ein bisschen besser hin, und andere weniger gut. Problem ist natürlich, dass sich meist an ebendiesen Stellen Karies bildet, die beim Putzen vergessen werden. Ich rate deshalb nicht nur zur Mundhygiene zuhause, sondern auch zu professioneller Unterstützung. Das bedeutet: Mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt gehen, besser zweimal! Meine Empfehlung ist auch eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung.

Es gibt ja in unserer modernen Welt eine ganze Reihe von Pflegemitteln und -apparaten: Welche braucht man für die tägliche Mundhygiene denn unbedingt?

Jung: Sehr wichtig ist natürlich zunächst einmal die mechanische Zahnreinigung, also eine Zahnbürste. Hierfür haben sich die elektrischen Varianten bewährt. Einfach weil die meisten Menschen mit diesen besser umgehen können als mit den herkömmlichen Handzahnbürsten. Die Reinigung verläuft entsprechend etwas effektiver. Wichtig sind passende, abgerundete Borsten und ein nicht zu großer Kopf, damit die Nutzer:innen auch an schwer zugängliche Stellen gelangen können. Von Naturborsten oder ähnlichen Dingen ist abzuraten. Und die Zahnpasta sollte wie erwähnt zwingend Fluorid enthalten.

Lieber harte, mittlere oder weiche Borsten?

Wöstmann: Das lässt sich nicht pauschal beantworten, weil es ein bisschen von der Gesamtkonstellation eines jeden Einzelnen abhängt. Harte Zahnbürsten werden heute weniger empfohlen; am besten jeder fragt einmal seine Zahnärztin oder seinen Zahnarzt. Denn es geht bei der Wahl der Borsten nicht nur um die Zähne an sich, sondern auch um eventuelle Vorschäden, wie es ein angegriffener Zahnschmelz sein kann.

Was sagen Sie zu den Themen Spülungen, Munddusche und Zahnseide?

Jung: Bei den Spülungen würden wir primär zu fluoridierenden Produkten raten. Andere, die desinfizieren, kann man als „Add-on“ zur klassischen Zahnpflege benutzen.

Wöstmann: Die Munddusche ist als alleinige Zahnpflege natürlich nicht geeignet, aber wohl als Ergänzung. Auch hier ist es sinnvoll, mit seiner Ärztin oder dem Arzt zu sprechen.

Jung: Mit einer regulären Zahnbürste gelangt man nur sehr unzureichend in die Zahnzwischenräume. In diesen Fällen ist Zahnseide sehr sinnvoll, oder auch Interdental-Bürsten. Grundsätzlich muss man natürlich noch sagen, dass eine ordnungsgemäße Zahnstellung die Pflege erleichtert. Hier kommt der Kieferorthopädie eine wichtige Rolle zu.

Und wie ernährt man sich am besten „zahngesund“?

Wöstmann: Wir würden dazu raten, zuckerhaltige Speisen so weit wie möglich zu reduzieren. Besonders schlecht ist es, Zucker über den Tag verteilt immer wieder zu sich zu nehmen. Problematisch für die Zähne können auch Säuren sein, wie sie in Cola oder Fruchtsäften enthalten sind.

Jung: Umspült man die Zähne immer wieder mit derartigen Getränken, führt das bei manchen Menschen zu einem sukzessiven Auflösen des Zahnschmelzes und bis hin zum Verlust dessen. Was relativ schnell danach Probleme verursachen kann. Diesbezüglich führen wir gerade eine Studie mit Über-20-Jährigen durch, bei denen sich durch die Bank derartige Schäden diagnostizieren lassen.

Die Schokolade also weglassen, wenn man danach nicht putzt? Oder allgemein Zucker möglichst meiden?

Jung: Das sofortige Putzen nach dem Konsum von zuckerhaltigen Produkten ist sinnvoll, da die Zähne danach vom Zucker befreit sind. Zum Genuss von Zucker muss man noch sagen:

Das, was unsere Zähne letztendlich zerstört, sind Keime. Und Zucker „füttert“ diese Karies-Bakterien den ganzen Tag über, sofern man ständig Süßes isst. Und dann können die Keime permanent „wüten“.

Deswegen empfehle ich grundsätzlich, sich auf Mahlzeiten zu beschränken, und nach diesen dann, wenn es geht, die Zähne zu putzen. Neben der Säure und dem Zucker führt übrigens noch ein dritter Mechanismus ebenfalls zu Zahnschäden: das Knirschen, das häufig mit Stress einhergeht oder durch ihn entsteht.

Zum Schluss noch: Sollten Kaffeetrinker auf etwas achten?

Ähnlich wie Tee ist Kaffee nicht schädlich für unsere Zähne, sorgt aber für Verfärbungen, die manchmal nur sehr schwer zu beseitigen sind. Am besten gelingt das mit Hilfe einer professionellen Zahnreinigung.

Ihre Experten für Zahnmedizin:

Bernd Wöstmann, UKGM

Professor Dr. Bernd Wöstmann
Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Gießen und Marburg am Standort Gießen

 

 

 

 

 

 

Martin Jung, UKGM

Professor Dr. Martin Jung
Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung am Universitätsklinikum Gießen und Marburg am Standort Gießen