Hautkrebs – und wie man sich vor ihm schützen kann

Hautkrebs – und wie man sich vor ihm schützen kann

Im Alter von 25 bis 29 Jahren stellt der Schwarze Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen und die dritthäufigste bei Männern dar. Im Interview spricht Dr. Armin Bender, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikum Marburg und Leiter des Marburger Hauttumorzentrum (DKG), über die verschiedenen Arten von Hautkrebs, die Rolle von genetischer Disposition bei der Entstehung dessen, und Methoden, wie man sich bestmöglich schützen kann.

Herr Dr. Bender, was genau ist Hautkrebs?

Beim Hautkrebs handelt es sich um bösartige Neubildungen, die als Wucherungen oder auch Farb- und Formveränderungen der Haut zu erkennen sind. Allerdings sind nicht alle Wucherungen Hautkrebs.

Welche unterschiedlichen Typen von Hautkrebs unterscheiden Sie als Mediziner?

Im landläufigen Sinne unterscheiden wir den Hellen Hautkrebs vom Schwarzen Hautkrebs. Zudem gibt es Sonderformen.

Wie entsteht Heller Hautkrebs?

Beim Hellen Hautkrebs handelt es sich um Veränderungen der eigentlichen Hautzellen, die sich lebenslang erneuern müssen und die durch von außen herbeigeführte Schäden, insbesondere UV-Licht, zu Fehlern neigen. Diese können auf die Dauer zu Hautwucherungen und schlecht heilenden Wunden führen.

Und wie entsteht Schwarzer Hautkrebs?

Der Schwarze Hautkrebs geht von pigmentbildenden Zellen aus. Wenn er Pigment hat, sieht er grauschwarz aus, manchmal auch braun. Gelegentlich ist aber die betroffene, kranke Zelle so verändert, dass sie kein Pigment mehr bildet, dann sieht er rot aus. Ursächlich sind neben der genetischen Bereitschaft zur Entartung vor allem starke UV-Lichtbelastungen bedeutsam.

Und wie entstehen die seltenen Sonderformen von Hautkrebs?

Hierbei handelt es sich um Hautveränderungen, die von allen möglichen Teilen der Hautstruktur ausgehen, zum Beispiel von Drüsen oder von eingewanderten Zellen, wie etwa den Abwehrzellen des Körpers. Der Mensch kann an der Haut auch Lymphome entwickeln, wie sie sonst die Hämatologen behandeln. In einem solchen Fall handelt es sich um einen sogenannten Blutkrebs. Davon gibt es Varianten mit alleiniger Hautbeteiligung.

Welche Formen von Hautkrebs treten am häufigsten auf?

Die häufigste Form ist der Helle Hautkrebs, eine Erkrankung des höheren Alters. Hier gibt es in Deutschland etwa 200 Neudiagnosen pro Hunderttausend Einwohnern und Jahr, wobei die Zahl steigt. Der Schwarze Hautkrebs ist gefährlicher und tritt auch bereits in jungen Jahren auf. Im Alter von 25 bis 29 Jahren stellt er sogar die häufigste Krebserkrankung bei Frauen und die dritthäufigste bei Männern dar. Zudem neigt der Schwarze Hautkrebs erheblich mehr zum Streuen als der Helle Hautkrebs. Pro Hunderttausend Einwohnern haben wir derzeit 18 bis 20 Neuerkrankungen pro Jahr, mit einer vierprozentigen Wachstumsrate pro Jahr.

Welche Rolle spielen UV-Strahlung und genetische Disposition bei der Entstehung von Hautkrebs?

Der Helle Hautkrebs ist, bis auf wenige Ausnahmen, quasi eine Summe des im menschlichen Lebens durch starke Sonneneinstrahlung erlittenen UV-Schadens. Dieser führt letztendlich zur Krebswucherung. Beim Schwarzen Hautkrebs spielt diese UV-Strahlung auch eine große Rolle, besonders Sonnenbrände, aber eben auch eine genetische Veranlagung. Ausschlaggebend ist diesbezüglich etwa, wie viele Muttermale man hat, ob die eigene Haut eher hell oder dunkel ist, und auch einige andere Faktoren.

Wie gefährlich ist denn ein Sonnenbrand?

Jede intensive UV-Belastung ist eine Hypothek für das weitere Leben. Denn bei den normalen Hautzellen liegt bis zu einem Millimeter unter der Haut die Stammzelle, die die Hauterneuerung sichern muss – und zwar ein Leben lang. Und wenn die gleiche Zelle mehrfach geschädigt wird, dann kann sie genetisch Schaden nehmen und wuchern. Beim Schwarzen Hautkrebs wird die pigmentbildende Zelle durch UV-Licht angeregt, Pigment zu bilden, damit sie die hellen Hautzellen länger vor UV-Licht schützt. Diese pigmentbildenden Zellen sind von vornherein hochempfindlich eingestellt und dynamisch, was UV-Licht angeht, denn sie sollen ja Pigment produzieren. Deshalb werden sie auch leichter geschädigt. Ein einziger Sonnenbrand macht noch nichts aus, aber eine Vielzahl schon, denn mit dieser summiert sich auch die Masse der hervorgerufenen Fehler. Bis aus diesen eine Krebserkrankung entsteht, kann es lange dauern, oftmals 15 bis 20 Jahre.

Wie kann man sich bestmöglich schützen?

Wichtig ist, dass man die hohe Intensität von UV-Strahlung meidet. Diesbezüglich gibt es eine Reihe von Tricks. Eine gute Nachricht ist zudem, dass der Körper Reparaturmechanismen besitzt.

Nennen Sie mal ein paar dieser Tricks, von denen Sie sprechen!

Man sollte wissen, wo und wann das UV-Licht besonders stark ist, nämlich an der See, in den Bergen, im Süden und während der Mittagszeit. Allein die vier Stunden um den höchsten Sonnenstand herum machen zwei Drittel der täglichen UV-Belastung aus. Während der Sommerzeit ist es die Zeit zwischen 11 und 15 Uhr, in der man besonders vorsichtig sein und sich bedecken, oder erst gar nicht nach draußen gehen sollte. Auch das Auftragen von Sonnenschutzmittel kann natürlich helfen.

Also einfach Sonnenschutzmittel auftragen und freuen?

Nein. Es ist nicht so, dass Sonnenschutzmittel zu 100 Prozent schützt. Vielmehr ist das ein relativer, zusätzlicher Schutz, der die sogenannte Eigenschutzzeit des menschlichen Körpers verlängert. Diese liegt in einer Größenordnung von maximal zehn bis 20 Minuten, je nach Hauttyp. Geht man von zehn Minuten aus, sorgt ein Lichtschutzfaktor 20 für 200 Minuten Schutz. Aber natürlich geht immer noch ein wenig UV-Strahlung durch den schützenden Film, sodass ein Restschaden bleiben kann.

Woran erkennt man Hautkrebs?

Beim Hellen Hautkrebs sind zum Beispiel kleine Krusten, die nicht abheilen wollen, ein Hinweis darauf, dass unter ihnen eine Störung liegt. Bei Verdacht auf Schwarzen Hautkrebs sollte man auf pigmentierte Hautveränderungen achten. Grundsätzlich gilt: Alle Unregelmäßigkeit in Form, Farbe, Struktur und eventuell auftretender Juckreiz können ein Hinweis auf eine Krebserkrankung sein. Juckreiz ist immer ein Zeichen für die Aktivierung des Immunsystems. Juckt ein Muttermal ständig, ist es möglicherweise vom Immunsystem des Körpers als verändert erkannt worden.

Hilft es, sich die Muttermale allesamt wegschneiden zu lassen?

Das Risiko an Schwarzem Hautkrebs zu erkranken steigt auch mit der Menge von Muttermalen, die man als Mensch besitzt. Seit 2008 werden von den Krankenkassen finanzierte, alle zwei Jahre zu wiederholende Muttermal-Screening-Programme für Menschen ab 35 Jahren angeboten. Durchgeführt werden sie von speziell ausgebildeten Hausärzten oder auch Fachärzten.

Würden Sie allen Menschen über 35 Jahren raten, ein solches Screening regelmäßig durchführen zu lassen?

Wer veränderte oder schlicht viele Muttermale hat, sollte sich untersuchen lassen.

Was genau heißt „viele“?

Das bedeutet 50 und mehr, diese Anzahl kommt allerdings schnell zusammen. Grundsätzlich gilt: Größere Muttermale haben eher die Neigung sich zu verändern als kleine.

Gibt es außer eines guten Sonnenschutzes noch erprobte Methoden, sich bestmöglich vor Hautkrebs zu schützen?

Es gibt Hinweise, dass man generell das Risiko des Entstehens von Krebserkrankungen verringern kann, indem man sich sogenannte Antioxidantien wie etwa die Vitamine A, C und E zuführt. Auch all jene Lebensmittelbestandteile, die in die Richtung roter Farbstoffe gehen, haben oftmals antioxidative Eigenschaften. Natürlich hilft es auch, chronische Entzündungen zu mindern. Das gelingt am besten mit Vitamin D, das einen entzündungshemmenden Effekt hat.

Bleibt Hautkrebs häufig unerkannt?

Der Helle Hautkrebs tritt derzeit zehn Mal häufiger auf als der Schwarze Hautkrebs und fünf Mal häufiger als jede andere bekannte Krebsart. Dennoch wird er in Statistiken oft nicht erwähnt, weil man ihn meist frühzeitig erkennt und ihn durch Operationen oder andere Behandlungen beseitigen kann, bevor er streut. Es ist allerdings zu erwarten, dass die Diagnose künftig immer häufiger gestellt werden wird. Hochrechnungen zufolge werden die Zahlen betroffener Patienten derart rasant ansteigen, dass dies eine enorme Kostenexplosion im Gesundheitswesen verursachen wird.

Wie behandelt man Hautkrebs am besten?

Heller Hautkrebs wird in der Regel behandelt, indem man örtlich abträgt oder herausschneidet. Manchmal sind auch Cremetherapien oder gezielt ausgelöste Entzündungsreaktionen hilfreich, um die Vorstufen zu therapieren. Beim Schwarzen Hautkrebs ist in der Frühform ebenfalls oft die frühe Operation der entscheidende Schritt, um die Krankheit zu beseitigen. Eine gute Nachricht ist, dass es seit fünf Jahren acht neue Medikamente gibt, die auch im metastasierten Stadium deutlich bessere Erfolge erzielen können, als wir sie früher gewohnt waren. So ist die durch sie herbeigeführte Überlebenszeit etwa doppelt so hoch wie noch vor fünf Jahren.

Das heißt, Hautkrebs ist mittlerweile gut behandelbar?

Der weiße Hautkrebs war schon immer gut behandelbar, und das ist auch weiterhin so. Auch hier gibt es Fortschritte, was Therapien angeht, die ohne Schneiden auskommen, wenn der Krebs frühzeitig entdeckt wird. Und auch beim Schwarzen Hautkrebs haben wir schon sehr große Fortschritte gemacht. Zur Anwendung kommen hier entweder eine gegen genetische Fehler gerichtete Tablettentherapie oder eine neuartige Immuntherapie, die aufgrund ihrer Effektivität mittlerweile auch bei der Behandlung anderer Krebsarten erfolgreich angewendet wird.

Dr. Armin Bender (Bild: Scott Rudd)
( Bild: Scott Rudd)

Ihr Experte für Hautkrebs:
Dr. Armin Bender
Oberarzt an der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikum Marburg und Leiter des Marburger Hauttumorzentrum (DKG)